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Zum dritten mal tauchen die britischen Melancholiker mit einem Album – SWIMMING AGAINST THE STREAM – auf, beherrscht von Steve Skaith‘ klagendem Gesang, der von jeher an John Watts von Fischer Z erinnert. Steve fiel es Anfangs schwer, diesen Vergleich nachzuvollziehen: „Ich hatte vorher nie John Watts gehört. Ich bin bei der modernen Musik nicht so auf dem laufenden. Als ich den Vergleich das erste Mal hörte, kaufte ich mir erst einmal Fischer Z’s `Red Skies Over Paradise`. Die Platte mag ich. Ein paar Ähnlichkeiten zwischen John Watts und mir habe ich da erkannt.“
Wenn man Steve und den Texter Mike Jones auf die Melancholie der Musik anspricht, verweisen sie auf den Zusammenhang zwischen Musik und Text. Eine Verbindung, die nach Steve’s Meinung zu wenig im Blickpunkt steht: Viele Leute sagen: „Die Musik sollte schneller sein, wütender. Habt ihr denn noch nie was von New Wave gehört?“ Aber ich halte dem entgegen: „Hört euch doch NOMZAMO an, das paßt doch zusammen, das macht Sinn. Die Texte sind schließlich reflektiv! Sie sind kein Kampfaufruf, sie beschreiben doch lediglich eine Situation.“
Und diese Betrachtungen verbreiten oft Pessimismus. Kein Wunder, denn Steve und Mike stammen aus der englischen Linken, die sich unter der konservativen Regierung Maggie Thatchers absolut nicht wohl fühlt, was Mike mit „Es ist ein Leben wie im Alptraum“ zusammenfaßt. Trotzdem sehen die beiden Chefs ihre Gruppe nicht als politische Band. Sie führen einige Songs aus SWIMMING AGAINST THE STREAM an, die gar keinen politischen Charakter haben. So geht es in WOUNDED IN ACTION um eine schiefgelaufene Liebe Mikes, andere Songs textete er auf die Beziehung zu seinem Vater oder auf das Filmbusiness.
Latin Quarter verpackte diese Themen in Mid-Tempo-Grooves mit leichtem Reggae-Touch. Allerdings stellt Steve klar: „Wir sind keine Reggea-Band, auch wenn die Baß-Linien und -Rhythmen ab und zu danach klingen. Wir machen ganz sicher melancholische Musik, langsames Material, ein bißchen wie Bob Marley and the Wailers. Das haben wir nun mal am besten drauf.
Wir würden die Leute wohl auch ziemlich vor den Kopf stoßen, wenn wir auf die Bühne gingen, um 15 Dreiminüter à la Sex Pistols abzuziehen, mit Fuck Off und dem ganzen Zeug. Dafür bin ich einfach zu alt!“
Fachblatt Musikmagazin – Juni 1989