Ron Keefe’s Erfahrung mit Latin Quarter

In den 80’er Jahren schrieb ich einige der Latin Quarter Songs zusammen mit Steve Skaith und Mike Jones, einschließlich `Radio Africa´. Das Latin Quarter Projekt war ein sehr bedeutender Teil meines Lebens und, meiner Meinung nach, ein einzigartiger Versuch, radikale und kraftvolle Texte in der Mainstream-Musik zu etablieren.

Ich habe Steve Skaith durch unsere örtliche Labour Party kennengelernt. Wir sind zur selben Zeit beigetreten, zusammen mit einer Menge von grundverschiedenen Sozialisten, in der Hoffnung, dass der ‘Linke Flügel’ der Labour Party der Start eines Kampfes gegen den ‘Thatcherismus’ sein kann. Nein, ernsthaft, wir haben das damals wirklich geglaubt.

Wenn ich mich richtig erinnere, dann war Steve Teil eines Songwriter-Teams, dass für Chappels Music arbeitete. Ich war einige Jahre an ein paar Musikprojekten beteiligt, einschließlich einer Experimental Music / Performance Band namens Event Group, welche regelmäßig in Richard Strange’s innovativem Cabaret Futura in den frühen 80’er Jahren auftrat.

Steve erwähnte, dass er neben seiner Arbeit für Chappels auch an einigen eher radikalen Projekten, mit Texten eines alten Freundes von Big Flame – Mike Jones – arbeitete. Steve ließ mich einige seiner Portastudio-Demos hören, welche sofort mein Interesse weckten. Ich war besonders von einem Song über Nordirland namens ‘Roaring Silent’ beeindruckt, der aber meines Wissens nach niemals veröffentlicht wurde. Steve zeigte mir einen ganzen Stapel Texte von Mike an denen er arbeitete und wir begannen über die Möglichkeiten zu sprechen. Von Zeit zu Zeit wollten wir uns treffen, er wollte mir dann vorspielen woran er gearbeitet hat und ich sollte einige Arrangementideen vorschlagen oder einige Backing Vocals singen.

Eines Tages zeigte mir Steve Texte für einen Song namens ‘Radio Africa’, welche Mike ihm geschickt hatte. Wir fanden beide, dass die Texte fantastisch sind, aber Steve sagte, dass er Schwierigkeiten hat die richtige Musik dafür zu finden. Ich fragte ihn, ob ich es mal versuchen kann und er stimmte zu. Ungefähr eine Woche später trafen wir uns wieder und ich spielte ihm das jetzt vertraute Riff und eine Gitarrenversion der Strophe und des Refrains vor. Ich fragte Steve, was er davon hält und er sagte, es ist definitiv ein Hit! Ich hatte noch einige Probleme mir der ‘Middle Eight’ (= Mittelteil mit einer versciedenen Melodie), die Steve aber ganz leicht löste und wir nahmen eine Demo mit dem Portastudio auf. Steve sang und spielte Gitarre, ich spielte Bass, sang die Backing Vocals und spielte glaube auch ein Flötensolo (das aber im Studio vom Synthesizer kam, da ich nicht bei den Aufnahmen dabeisein konnte.

Ein weiterer Song, an dem wir zu dieser Zeit gemeinsam arbeiteten, war ‘Eddie’. Dieser wurde später auf der B-Seite der ursprünglichen ‘Radio Africa’ Single veröffentlicht. Ursprünglich begann der Song mit einem ziemlich einfachen Gitarrenarrangement, aber ich überredete Steve dazu, dass wir den Text viel dringender machen können, indem wir rhythmische Synthesizer benutzen und keine Percussions. Das erwies sich als ziemlich schwierig zu spielen und war fast unmöglich es so später auch live aufzuführen, da die Rhythmen sehr unregelmäßig sind und sich zwischen den Strophen ändern.

Steve stellte eine Demo mit einigem Material für seinen Freund Marcus zusammen, der scharf darauf war, dass Interesse einiger Plattenfirmen zu wecken. Das ging dann auch sehr schnell, aber ich glaube, Marcus vermittelte ihnen den Eindruck, dass es sich hier eher um eine Band handelte und nicht nur um Steve und mich mit einem Portastudio. So war es dann auch sehr dringend, dass Steve eine Band zusammenstellen mußte, die das Material spielt. Ich hatte kein wirkliches Interesse in einer Band zu spielen, so daß meine aktive Beteiligung an diesem Projekt abnahm, obwohl ich einen weiteren Song namens ‘Snow Blind’ mitgeschrieben habe. Dieser erschien auf einem Latin Quarter Album und ich spielte auch die Bassflöte bei der Extended Version von ‘Nomzamo’. Es gibt auch einige Mike Jones Texte die Latin Quarter nie benutzten, aber die ich selbst musikalisch umsetzte – inklusive eines fantastischen Textes über die Kraft des Glaubens namens „Back to the Well“ – aber diese Demos haben in den letzten Jahren viel Staub angesetzt.

‘Back to the Well’ ist zu einer Art Hymne mit Versionen für eine Solostimme und einen 4-Mann-Chor geworden. Das liegt am Wesen der Texte, welche sich auf unsere Fähigkeit beziehen, sogar Kraft zur Erneuerung unseres Glaubens zu finden, wenn alle Hoffnung vergebens scheint. ‘Natural Balance’ ist einzigartig, soweit ich weiß, da dort Mike Jones selbst zu hören ist. Der erste Teil des Songs ist eine Art dadaistisches Gedicht, dass Mike vorträgt. Seine Stimme wird dabei mehrfach mit dem Gedicht untermalt, wobei es jeweils an verschiedenen Stellen beginnt. Diese Struktur bildet eine Art eigenen Rhythmus, bevor der Song richtig beginnt ‘Copra Trading’ ist ein eher einfacher Popsong, aber mit der Eigenheit, dass der Refrain eine andere Tonart als die Strophe hat. Ich denke, da könnte man auch noch einige Songs mehr nennen, wie z.B. ‘The Easy Certainty of Bikers’ und ‘What of Punk’, aber ich habe diese nie wirklich vollendet.

Ich bin schon immer ein enthusiastischer Fan gewesen und war entsetzt, dass das (meiner Meinung nach) beste Latin Quarter Album – ‘Swimming Against the Stream’ – verrissen wurde, bevor es überhaupt eine Chance hatte. Ich halte Mike Jones für einen der besten Texter in der populären Musik und es ist sehr schade, dass er seinen Kugelschreiber an den Nagel gehängt hat. Ich freue mich, dass Steve weiterhin Musik macht und kann es kaum erwarten seine neuen Songs zu hören.